Bundesfreiwilligendienstleistende Liv Giebson spricht über ihre Erfahrungen in ihrer Schülerfirma

Liv ist 20 Jahre alt und unsere Bundesfreiwilligendienstleistende. Sie übernimmt in vielen Projekten viel Verantwortung und hält sogar Workshops und Vorträge – zuletzt mit Your Capabilities als sie einer Münchener Förderschule von ihrer eigenen Schülerfirmenhistorie erzählt. Den Vortrag hielt Liv vor einer ganzen Klasse im Rahmen des Entrepreneurship inklusiv-Programms. Darin entwickeln Schülerinnen und Schüler mit und ohne Behinderung in Begleitung von Ehrenamtlichen, die das Mentorship übernehmen, gemeinsam sozialunternehmerische Geschäftsideen. Ziel ist, dass junge Menschen unabhängig von ihrer Behinderung bessere Zukunftschancen für ihr späteres berufliches Leben erhalten.

Liebe Liv, du hast als Ehemalige JUNIOR Schülerfirmen-Teilnehmende in einem Vortrag bei Your Capabilities von deinen eigenen Erfahrungen mit deiner Schülerfirma erzählt – Was war deine Geschäftsidee?
Man muss bedenken, dass wir ein Jahrgang in Pandemiezeiten waren und unsere Geschäftsidee auch entsprechend aufgezogen haben: Wir haben eine Geschäftsidee entwickelt, die dem kleineren lokalen Einzelhandel unter die Arme greifen soll. Mit unserer Schülerfirma „townaround“ machten wir 360° Aufnahmen in Geschäften, um die Innenstädte mit Hinblick auf den ohnehin wachsenden Onlinehandel zu stärken.

Was macht deiner Erfahrung nach eine gute Geschäftsidee aus?
Eine gute Geschäftsidee sollte Probleme einfach und niederschwellig lösen, die viele Menschen haben. Sie sollte auf die Schnittmengen innerhalb verschiedener Zielgruppen zugeschnitten sein und den Bedarf dieser kennen und lösen. Man sollte seine Geschäftsidee vor allem auf diesen Fakt hin kritisch überprüfen und ggf. neu brainstormen – mit der Idee steht und fällt schließlich die Wirtschaftlichkeit eines Unternehmens.

Wer waren denn die unterschiedlichen Zielgruppen bei deiner Schülerfirma?
Wir wollten ein Produkt entwickeln, das von jungen und alten Menschen gleichermaßen genutzt werden kann, unabhängig von ihrem technischen Kenntnisstand. Eine Zuhörerin bemerkte, dass wir nicht bedacht hatten, dass einige Menschen überhaupt nicht sehen können. Das war in dem Moment ein sehr wichtiger Impuls, weil wir das tatsächlich bei der Gestaltung gänzlich außer Acht gelassen haben – obwohl wir versuchten inklusiv zu denken.

Wie also kann man Geschäftsideen grundsätzlich inklusiver denken?
Also ganz konkret auf unsere Geschäftsidee bezogen, könnte man die Bilder zum Beispiel auditiv mit Produktinformationen hinterlegen. Allgemein gesprochen, könnte man Menschen mit Behinderung schon in der Konzeptionierung mitdenken und Mechanismen einbauen, die sicherstellen, dass Inklusion mitgedacht wurde. Je mehr Fokus wir auf Bildung in sozialem Unternehmertum setzen, desto sozialwirtschaftlicher sind die Unternehmerinnen und Unternehmer von morgen. Natürlich ist der Anspruch nicht, dass jedes Produkt, das den Markt betritt, die Bedürfnisse JEDES Individuums befriedigt. Dennoch kann es sich als entscheidend herausstellen, von Anfang an die Vielfalt der Menschen und ihre unterschiedlichen Bedürfnisse mitzudenken. Die Zielgruppe kann dadurch ja auch viel größer werden – so wie der gesellschaftliche Nutzen. Eine inklusive Wirtschaft kann also nicht nur die soziale Integration fördern, sondern auch Chancengleichheit und Teilhabe schaffen. So war ich also ganz entzückt, dass nicht nur die Schülerinnen und Schüler etwas mitnehmen konnten, sondern auch ich.